Als Vater bei der Geburt
Du wirst Vater! Dein Leben wird sich definitiv verändern. Das ist wunderbar, aber auch beängstigend. Wir möchten dir als werdenden Vater ein paar hilfreiche Tipps mit auf den Weg geben, damit dir der Einstieg ins Dasein als Vater so reibungslos wie möglich gelingt.
Als Vater bei der Geburt dabei sein?
Unzählige Beiträge in den entsprechenden Onlineforen bezeugen, wie häufig Männer die Frage umtreibt, ob sie bei der Geburt ihres Kindes dabei sein sollen. In diesem Artikel möchten wir dich als werdenden Vater ein wenig auf die bevorstehende Geburt vorbereiten. Dazu liefern wir dir Informationen darüber, was du für Vorkehrungen treffen kannst, was dich während der Geburt erwartet und wie du mit aufkommenden Ängsten besser umgehen kannst.
Mit großer Wahrscheinlichkeit sind wir die letzte Generation, die sich überhaupt die Frage stellt, ob man als Vater bei der Geburt des Kindes dabei sein soll. Diese Unsicherheit ist ein Überbleibsel aus der Vergangenheit. Damals war es völlig normal, dass Frauen das Kind alleine im Kreißsaal gebären mussten, während der werdende Väter draußen rastlos den Gang auf und ab wanderte. Nach der Geburt haben sie die frisch gebadeten Kinder zum ersten Mal in die Arme nehmen dürfen. Wir empfehlen dir aber als angehenden Papa, unbedingt bei der Geburt eures Kindes dabei zu sein! Deine Teilnahme hat nicht nur für deine Partnerin und euer ungeborenes Kind Vorteile, auch du wirst davon in vielerlei Hinsicht profitieren. Nicht nur, weil die Geburt eines Kindes ein absolut einzigartiges und wundervolles Erlebnis darstellt. Auch die Beziehung zu deinem Kind wird deutlich gefestigt, wenn du es von seinem ersten Atemzug an begleitest. Und außerdem wird sich deine Partnerin wohler und sicherer fühlen, wenn du als werdender Vater mit dabei bist. Auch wenn du meinst, als Mann bei der Geburt nicht viel ausrichten zu können. Doch selbst wenn du nur da bist, um deine Partnerin zu unterstützen und ihr Geborgenheit und Sicherheit zu geben, ist das ein überaus wichtiger Beitrag. Bedenke, dass sie sich möglicherweise sehr verwundbar und ausgeliefert fühlen könnte. Steh ihr bei.
Angst davor, bei der Geburt hilflos zu sein.
Je näher der große Tag rückt, desto mulmiger wird dir vielleicht. Das ist gerade beim ersten Kind keine Seltenheit. Möglicherweise ist dies die Angst vor dem Unbekannten. Du kannst nur erahnen, was dich bei der Geburt erwartet. Daher ist es eine gute Strategie, sich darüber zu informieren, was während einer normalen Geburt geschieht und womit du zu rechnen hast.
Die Ankunft im Krankenhaus
Bei der Ankunft in der von euch gewählten Klink geht es zuerst darum, deine Partnerin anzumelden. Dies solltest du übernehmen, weil deine Frau in dieser Phase mit ganz anderen Dingen beschäftigt ist. Ihre Schmerzen dürften zu dem Zeitpunkt schon richtig gemein sein. Das Anmelden ist kein großer Akt und dauert nicht lange. Wichtig ist, dass ihr an die benötigten Unterlagen gedacht habt:
- Überweisung vom Frauenarzt
- Krankenkassenkarte
- Geburtsurkunden der werdenden Eltern
- Personalausweis der Frau
Auf der Station
Sobald ihr auf eurem Zimmer angekommen seid, stellt sich euch die diensthabende Hebamme vor. Sie wird euch während der Geburt zur Seite stehen und spricht den weiteren Ablauf ausführlich mit euch durch. Ihr könnt allerdings auch eine eigene Hebamme mitbringen. Bei einer normalen Geburt, auch „Spontangeburt“ genannt, folgt eine Muttermunduntersuchung und eine Kardiotokografie (CTG).
Zu Beginn der Geburt befindet sich deine Partnerin in der sogenannten „Eröffnungsphase“. In dieser Geburtsphase öffnen die Wehen den Muttermund. Diese Phase kann über mehrere Stunden gehen. Deine Partnerin kann sich zu diesem Zeitpunkt noch ohne Einschränkungen bewegen und wird von der Hebamme eventuell sogar ermutigt, noch einen Spaziergang zu machen oder ggf. ein heißes Bad zu nehmen. Vielleicht möchte deine Partnerin jetzt verschiedene Positionen und Haltungen ausprobieren, um herauszufinden was ihr während der Wehen guttut und ihr das Ganze etwas erleichtert.
Das Baby kommt!
Sobald deine Partnerin die Eröffnungsphase und Übergangsphase hinter sich gebracht hat, wird es ernst. Die Öffnung des Muttermunds beträgt jetzt 10 cm – genug, um das Kind zu gebären. Das bedeutet zwar noch nicht, dass das Kind jetzt sofort kommt, aber ihr seid auf der Zielgeraden. Das Baby rutscht nun tiefer ins Becken. Die werdende Mutter kann nun ausprobieren, welche Haltung ihr am angenehmsten ist. Eventuell habt ihr auch schon im Vorfeld besprochen, welche Möglichkeiten deiner Partnerin während der Geburt zur Verfügung stehen.
Manchmal kommt es bei einer Geburt zu Komplikationen. Daher ist es sinnvoll, sich gemeinsam mental auf die Geburt vorzubereiten und mögliche Schritte im Vorfeld abzusprechen. Dies hilft deiner Partnerin und im Notfall ggf. schnelle Entscheidungen zu treffen; (z. B., ob es eine PDA geben soll, wenn die Schmerzen zu stark werden, oder welche Medikamente deine Partnerin verträgt und gegen welche sie möglicherweise allergisch ist). Liegt das Kind falsch, z. B. in Steißlage, werden Ärzte und Hebammen den Fall individuell beurteilen und mit euch beraten, ob das Kind noch auf normalem Wege kommen soll oder ob ein Kaiserschnitt notwendig ist. Als weitere mögliche Komplikation kann während der Geburt eine Wehenschwäche auftreten. Die Wehen sind dann nicht mehr stark genug, um die Geburt voranzubringen.
Die Geburt ist eine Extremsituation, und dabei kann durchaus einiges schiefgehen. Sich dies vor Augen zu führen, gehört zu einer realistischen Herangehensweise dazu. Allerdings ist es auch Teil des Bildes, dass dies Ausnahmen sind. Und selbst wenn der Notfall eintritt, sind eure Hebammen, Krankenschwestern und Ärzte Vollprofis, die jeden Tag Kinder auf die Welt bringen und schon so manche Gefahrensituation bewältigt haben. Vertraut ihren Fähigkeiten und seht der Geburt eures Kindes mit Vorfreude und Zuversicht entgegen. Auch hier gilt: Positive Gedanken machen positive Gefühle, und die übertragen sich auch auf die Mutter und das Kind.
Allgemeine Ratschläge und Informationen
- Informiere dich vorher über den Ablauf der Geburt, um keine unnötigen Fragen stellen zu müssen und damit den Geburtsablauf zu stören.
- Dem Papa gebührt die Ehre, nach der Geburt die Nabelschnur zu durchtrennen. Wenn du willst, kannst du die Aufgabe übernehmen, die körperliche Trennung von Mutter und Kind zu vollenden.
- Lauf nicht gleich nach der Geburt raus: Nach all den kräftezehrenden Stunden des Mitfieberns, den emotionalen Momenten des Hoffens und Bangens für deine Frau und dich ist euer Kind endlich da. Mache jetzt bloß nicht den Fehler und lauf mit dem Handy nach draußen, um sofort Familie und Freunde zu kontaktieren und die freudige Nachricht in die Welt zu schicken. Genieße erst einmal diesen unvergleichlichen Augenblick mit deiner Familie. Kuschelt gemeinsam und sei einfach stolz auf deine Partnerin, auf euer Baby und auf dich. Deine Freunde und Familie laufen nichts weg, aber dieser Moment kommt nie wieder.
Ratschläge, die dir Mütter geben würden
- Deine Partnerin möchte sich begleitet fühlen: Es ist verständlich, wenn du Angst und ein komisches Gefühl in Bezug auf die Geburt hast. Aber das ist nicht deine Show. Bei deiner Partnerin sind diese Gefühle mit Sicherheit sehr viel stärker. Sie braucht dich jetzt. Sei ihr Fels in der Brandung.
- Nimm ihr die Dinge ab, um die sie sich jetzt nicht kümmern möchte und dank dir auch nicht muss. Dazu gehören beispielsweise die ganzen Formalitäten bei der Ankunft im Krankenhaus.
- Unter Wehen fällt deiner Partnerin möglicherweise das Sprechen schwer. Achte daher besonders auf ihre Gesten und auf ihre Körpersprache. Sorge dafür, dass sie immer genug zu trinken hat, und versorge sie bei einer langen Geburt auch mit etwas zu essen. Eventuell kannst du ihr während der Wehen ein kühles Tuch auf die Stirn oder in den Nacken legen. Vielleicht möchte sie auch massiert werden, oder du hilfst ihr bei der Atemtechnik und bei den verschiedenen Positionen, die sie möglicherweise einnehmen möchte.
Ratschläge, die dir Väter geben würden
- Du musst nicht unbedingt alles sehen: Keiner verlangt von dir, dass du dich während der Geburt ans Fußende stellst. Du hilfst deiner Partnerin am Kopfende ohnehin viel mehr als an ihren Füßen.
- Stell nicht zu viele Fragen: Natürlich sind deine Fragen gut gemeint und zeugen von der Unsicherheit, die du in dieser Situation verspürst. Allerdings stören sie den Ablauf und stellen für deine Partnerin in diesem Ausnahmezustand eher eine zusätzliche Belastung dar. Du hast im Vorfeld monatelang Zeit, dich ausführlich über die Geburt zu informieren. Mach davon Gebrauch. Bei den Vorgesprächen hast du viele Gelegenheiten, den Ärzte und Hebammen zu löchern. Bei der Geburt ist kein Platz dafür.
- Du bist nicht im Zimmer eingeschlossen: Viele Geburten sind ein über mehrere Stunden andauernder Vorgang, das heißt aber nicht, dass du im Zimmer wie eine Geisel gefangen bist. Solltest du einmal rausgehen wollen, dann nimm dir ruhig einmal eine Auszeit. Das sollte aber natürlich nicht ausgerechnet in der heißen Phase erfolgen.
Deine Rolle bei der Geburt
Vorbereitung ist alles. Wenn deine Partnerin und du euch vor der Geburt umfassend informiert und auch absprecht, wie ihr während der Entbindung gut zusammenarbeiten könnt, was sie von dir braucht und erwartet, kannst du eine entscheidende Rolle an diesem wichtigen Tag spielen. Vereinbart Zeichen, die deine Partnerin dir gibt, wenn sie etwas braucht. Denk daran, dass deine Hauptaufgabe darin besteht, deine Partnerin bei der Geburt eures Kindes so gut es geht zu unterstützen.
Du kannst deine Partnerin beispielsweise:
- bei den unterschiedlichsten Geburtspositionen stützen und halten
- massieren und streicheln
- bei gelernten Atemtechnik unterstützen oder sie ggf. daran erinnern
- bei den Formalitäten entlasten
- mit Essen und Trinken versorgen
- in jeder Sekunde spüren lassen, dass du da bist
Übertreibe es nicht. Niemand verlangt von dir, bei der Geburt wie ein Motivationstrainer aufzutreten und dich bei jeder Wehe jubelnd mit deiner Partnerin abzuklatschen. Sei einfach aufmerksam, beobachte sie und erkenne, wann sie Zuspruch, Trost und Unterstützung braucht.
Die Befürchtung, die Partnerin nach der Geburt mit anderen Augen zu sehen
Viele werdende Väter machen sich Sorgen, dass sie ihre Partnerin nach der Geburt eines Kindes sexuell möglicherweise nicht mehr attraktiv finden. Das lässt sich verhindern, indem du dich bei der Geburt oberhalb der Gürtellinie aufhältst, besonders während der letzten Minuten. Versuche außerdem, den Gedanken herumzudrehen: Deine Partnerin und du steht gemeinsam vor einer großen Herausforderung. Warum solltest du sie nach der Geburt nicht mit anderen Augen sehen wollen? Sie ist schließlich die Frau, die mit viel Kraft und Anstrengung euer gemeinsames Kind zur Welt gebracht hat. So ein wundervolles Ereignis erlebst du wahrscheinlich mit nur einem Menschen und das kann euch zusammenschweißen anstatt euch zu trennen.
Deine Checkliste zur Geburt eures Kindes
Irgendwann ist es an der Zeit, die Kliniktasche deiner Partnerin zu packen. Um als werdender Vater selbst gut vorbereitet und für alle Eventualitäten gewappnet zu sein, empfiehlt es sich, dass auch du, deine sieben Sachen beisammen hast. So bist auch du gut vorbereitet, wenn sich die Geburt über einen längeren Zeitraum hinstreckt. Daher stellen wir dir zum Ende dieses Beitrags eine Vorlage für einen persönliche Checkliste zum Runterladen und Ausfüllen zur Verfügung. Beispiele dafür, was auf diese Checkliste gehört, wären etwa:
- Getränke: Natürlich wirst du im Krankenhaus Tee, Wasser und Kaffee bekommen. Wenn du aber unabhängig sein oder etwas anderes trinken möchtest, bringe es dir einfach mit.
- Essen: In den meisten Fällen ist für deine Partnerin gesorgt. Häufig kommen die Männer aber zu kurz dabei. Bringe dir deshalb von zu Hause ggf. Snacks mit, damit du während der Geburt nicht mit einem leeren Magen dastehst.
- Etwas zu lesen (Zeitschriften): Die erste Zeit (Eröffnungsphase) ist meist sehr langwierig und im Vergleich zu späteren Geburtsstadien eher unspektakulär. Wahrscheinlich stehen dabei auch einige Untersuchungen an. Für diese Zeit empfiehlt es sich, etwas Lesestoff dabeizuhaben.
- Kleingeld: Eventuell möchtest du dir zwischendurch einmal die Beine vertreten und dir etwas aus dem Getränke- oder Snackautomaten holen.
- Eigene Musik: Vielleicht möchtet ihr während der Geburt eure Lieblingsmusik hören oder eigene entspannende Klänge. Viele Krankenhäuser bieten diese Möglichkeit.
- Wechselkleidung: Manchmal dauert es lange, wirklich lange, bis euer Baby das Licht der Welt erblickt. Daher bist du mit gemütlicher Wechselkleidung in jedem Fall gut beraten.
- Hygieneartikel: Auch wenn ihr nicht vorhabt, gleich mehrere Tage im Krankenhaus zu bleiben, ist es doch angenehm, sich nach einigen Stunden etwas frischmachen zu können. Deo, Zahnbürste und Zahnpasta gehören zur Grundausstattung.
- Nackenrolle: Eine Nackenrolle kann dir helfen, auch im Sitzen etwas zu entspannen und ggf. ein kleines Nickerchen zu halten.
- Handy: Natürlich sollte das Handy nicht fehlen, um Fotos zu machen und Familienangehörige, Freunde und Bekannte zu informieren, sobald euer Baby geboren wurden ist und die Zeit es zulässt.
- Ladegerät: Damit dein Handy auch nach 20 Stunden noch Saft hat.
Die Geburt eures gemeinsamen Kindes ist ein extrem schöner Moment. Fühle dich nicht als fünftes Rad am Wagen, denn das bist du ganz sicher nicht. Neugeborene können sich von Beginn an auf zwei feste Bezugspersonen einstellen. Du wirst neben der Mutter die andere Nummer eins für euer Kind sein – und das von Anfang an.
Das Team von swing2sleep rät: Trefft die Entscheidungen rund um die Geburt gemeinsam, und lasst euch von niemandem hereinreden.