Schütteltrauma - Babys und Kleinkinder in Lebensgefahr

Die erste Zeit nach der Geburt ist für die Eltern meistens eine extreme Belastungsprobe. Das ganze Leben ist auf den Kopf gestellt, alles dreht sich nur noch ums Baby und Schlaf ist Mangelware. Schnell liegen die Nerven blank. Und wenn das Baby dann einfach nicht aufhört zu schreien, egal, was man versucht, macht das die Lage nicht unbedingt besser. Da erfordert es schon viel Selbstbeherrschung, um nicht durchzudrehen. Ist das Baby untröstlich oder das Kind zu beruhigen scheint unmöglich und die Versuche der Eltern bleiben erfolglos, führt das bei Betreuungspersonen zu starker Erschöpfung. Oft sind es erst Anspannung und Erregung, die letztlich zu Ärger und Wut führen. Die Schlaf- und Wachzustände, das viele Schreien – aus den Gefühlen der Hilflosigkeit entsteht ein Teufelskreis, der sich in manchen Fällen gewaltvoll entlädt. Doch die Gefahren des Schüttelns und Schleudern bei betroffenen Kindern wird unterschätzt. Gewalt gegen Säuglinge und Kleinkinder ist Kindesmisshandlung, die Folgen eines Schütteltraumas, die häufigste nicht natürliche Todesursache. 

Wenn das Baby schreit und schreit - So gefährlich ist ein Schütteltrauma

Das durchdringende Schreien eines Babys ist von der Natur als Alarmsignal angelegt worden. Das ist vermutlich der Grund, warum es mit zu den am schwersten auszuhaltenden Geräuschen gehört, die es gibt – gerade für die Eltern.  Normalerweise beeilen sich die alarmierten Eltern, die Ursache für das Unbehagen ihres Schützlings abzustellen und dann kehrt wieder Ruhe ein. Doch was, wenn das Kind trotz aller Beruhigungsversuche einfach nicht aufhört zu schreien? Wenn sich das herzzerreißende Weinen zu jeder Tages- und Nachtzeit in die schon arg strapazierten Gemüter von Mama und Papa bohrt. Da ist es nur allzu verständlich, dass Eltern nicht mehr ein und aus wissen. Sorge, Hilflosigkeit und Wut wechseln sich ab, genauso wie die Positionen, in denen man das Baby herumträgt – auf der Schulter, über dem Arm, im Tragetuch – es gibt einfach Zeiten, zu denen anscheinend nichts, aber auch gar nichts dem schreienden Säugling zu helfen scheint.

 

Leider besteht genau dann die Gefahr, dass der ohnehin schon sehr strapazierte Geduldsfaden von Mama oder Papa reißt. Die Wut erreicht ihren Höhepunkt und woran lässt man den Frust ab? Am Baby. Und das, obwohl die Eltern eigentlich ganz genau wissen, dass ihr Baby nichts dafür kann, dass es so schreit. Und dass es das ganz sicher auch nicht absichtlich macht oder womöglich gar, um seinen Eltern zu ärgern. Besonders in den ersten Monaten scheinen viele Schreianfälle unvorhersehbar. Wenn Eltern es nicht beruhigen können, wissen sie nicht, was sie dagegen unternehmen können und wo genau das Problem liegt – wie auch? Das Baby kann schließlich noch nicht sprechen und sagen, was Sache ist. Zumal Babys manchmal nur schreien, um sich auszudrücken. 

Die Folge: Jahr für Jahr werden 100 bis 200 Babys in Kliniken gebracht, die von ihren Eltern aus lauter Wut und purer Verzweiflung geschlagen oder auch geschüttelt wurden – etwa 30 Prozent der geschüttelten Kinder sterben an den Folgen des Schütteltraumas.

Schütteltrauma kann tödlich enden

Da das Gehirn von Babys noch ziemlich leicht verletzbar ist, hat das Schütteln des Kindes fast immer gravierende Folgen. Bei den Babys, die ein Schütteltrauma erleiden, trägt die Hälfte einen bleibenden Schaden davon – sie sind schwerbehindert, blind oder leiden unter häufigen Krämpfen. Nur etwa 20 Prozent der Säuglinge überleben die Hirnverletzung unbeschadet.

Wenn Eltern also meinen, dass sie ihr Kind lieber schütteln, damit es „zur Besinnung kommt“, als dass sie es schlagen, unterliegen sie einem fatalen Irrtum. Stehen diese Eltern später vor Gericht, geben sie oft zu, dass ihnen nicht bewusst war, was das Schütteln für schreckliche Folgen haben kann. 

Das Fazit daraus ist eindeutig: Ein Kind sollte niemals, unter gar keinen Umständen in irgendeiner Weise misshandelt werden – egal, wie viel es schreit, und egal, wie es euch dabei geht. Die Schäden, die es davontragen kann und die sowohl ihr als auch euer Kind, dann aushalten müsst, sind viel weitreichender als ein paar Wochen Geschrei.

 

Schütteltrauma-Syndrom: Symptome und Ursachen

Die Misshandlung ist Kindern, die unter einem Schütteltrauma leiden, von außen nicht anzusehen. Folgende Symptome, die sich als Erstes zeigen, sind z. B. Erbrechen, Unruhe oder auch Abgeschlagenheit, Schreckhaftigkeit, Epilepsie oder Herzrhythmusstörungen. Ärzte und Ärztinnen lernen bereits in ihrem Studium, bei Verdacht auf ein Schütteltrauma genauer hinzusehen.

Was passiert eigentlich beim Schütteln?

Der Kopf eines Babys ist im Vergleich zu seinem Körper recht groß und vor allem schwer, die Nackenmuskulatur allerdings noch nicht gut genug ausgeprägt, um einem Schütteln standzuhalten.

Beim Schütteln schleudert der Kopf unkontrolliert hin und her, zugleich entstehen starke Beschleunigungs- und Abbremskräfte, die der Säugling wegen seiner schwachen Nackenmuskulatur nicht abfangen kann. Dabei wird das Gehirn im Schädel hin- und hergeworfen. Die Folge: Die Blutgefäße und Nervenbahnen reißen. Zugleich kommt es auch oft zu Blutergüssen im Rückenmark. Die größte Schädigung entsteht im Nacken des Babys, wo sich die Nervenzellen befinden, die die Atmung regeln. Das bedeutet, dass Schütteln zu längeren Atemaussetzern und somit wiederum zu schweren Hirnschäden führen kann. Sogar hinter den Augen kann es zu Blutungen kommen. 

Wohin mit der Wut?

Das heißt im Klartext: Auch wenn euch noch so sehr danach zumute ist, euer Baby zu schütteln, damit es endlich zur Ruhe kommt – lasst es bleiben! Die Folgen, die dadurch entstehen, sind weitaus schlimmer als ein Baby, das sich für den Moment nicht beruhigen lässt. Sie können euch und euer Kind das ganze Leben lang verfolgen. Schmeißt stattdessen ein Kissen an die Wand, holt euch einen Boxsack, schreit eure Wut heraus – aber lasst euer Kind in Ruhe, oder eher: Lasst es lieber schreien, als dass ihr es schüttelt.

Manchmal hilft es, das schreiende Baby in seinem Bettchen zurückzulassen und aus dem Raum zu gehen. Nehmt euch, auch wenn ihr alleine seid und nicht mehr ein und aus wisst, eine kurze Auszeit. Baby wird deutlich weniger Schaden davontragen, wenn es ein paar Minuten alleine schreien muss, als wenn ihr es schüttelt! Geht an die frische Luft, zählt bis zehn oder auch bis hundert. Lauft einmal um den Block. Dann sieht die Welt meistens schon wieder ganz anders aus. Oder ruft eine Nachbarin, einen Freund oder eine andere Vertrauensperson zu Hilfe, falls euer Partner oder eure Partnerin nicht greifbar ist. Alles ist besser als schütteln!

Mein Traum ist es, noch mehr Familien mit einem Schreibaby mit der Federwiege swing2sleep eine Hilfe zu sein. KEINER muss sein Kind schütteln!

Beziehung zwischen Säugling und Bezugsperson

Haltet euch an dem Gedanken fest: Kein Baby schreit jahrelang. Irgendwann hört das auf – versprochen! Meistens deutet das Schreien in den ersten Lebensmonaten auf Probleme des Darmtrakts oder darauf, dass der Säugling in einem Anpassungs- und Reifungsprozess steckt. 

Wenn euer Partner oder eure Partnerin in der Nähe ist: Wechselt euch in der überaus stressigen Zeit einfach mit der Betreuung ab. Ihr müsst nicht beide ständig um euer schreiendes Baby herum sein! Einer versucht, es zu trösten, der andere bekommt ein paar Minuten Auszeit. Denn hinzu kommt ja noch das Problem, dass euer Baby ganz genau spürt, wenn ihr mit den Nerven am Ende seid. Es reagiert darauf dann leider mit noch mehr Schreien, denn euer Stress überträgt sich auf das Kind. Die größten Erfolgsaussichten beim Beruhigen der Kinder haben Eltern, die selbst die Ruhe bewahren – auch wenn sich das zugegebenermaßen leichter anhört, als es ist.

Seid euch darüber im Klaren, dass ihr gar nicht immer in der Lage sein MÜSST, euer Baby zu beruhigen. Manchmal ist es nämlich einfach nicht möglich. Seid dann aber trotzdem für euer Kind da, damit es spürt, dass es nicht alleine ist mit seinem Kummer. Vielleicht kennt ihr das ja von euch selber: Auch ihr habt das eine oder andere Mal einen Kummer, bei dem euch keiner helfen kann, bei dem es sich aber trotzdem gut anfühlt, wenn jemand da ist und euch tröstet oder einfach nur im Arm hält.

Schreiambulanz und Frühe Hilfen können häufig helfen

Wenn gar nichts mehr zu helfen scheint und ihr merkt, dass sich möglicherweise eine Katastrophe anbahnt, weil euer Nervenkostüm blank liegt, nehmt frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch. Dies könnte zum Beispiel eine Schreiambulanz in einer Kinderklinik sein. Hier bekommt ihr von Fachleuten Unterstützung. Sie geben euch Tipps, wie ihr mit eurem schreienden Baby am besten umgeht – und natürlich auch mit der damit verbundenen Unsicherheit, der Wut und dem Frust. Das Zentrum Frühe Hilfen kann gerade in den ersten Monaten bei Gefühlen der Hilflosigkeit eine sichere Anlaufstelle sein.

1 Kommentar

Auch ich kann nur Danke sagen :) meine Tochter lies sich zum schlafen nicht ablegen, hat dann nur 2 Minuten geschlafen und wurde wach. Aus Verzweiflung habe ich die Wiege bestellt und glaubte eigentlich nicht dran dass es hilft… beim ersten Versuch schlief sie nach 2 Minuten ein :) und wir hatten als paar endlich mal Zeit gemeinsam zu frühstücken oder Haushalt zu erledigen. Auch wenn sie nicht immer lange drin schläft, immerhin habe ich die Hände frei wenigstens aufs Klo zu gehen oder Zähne zu putzen! Die Wiege ist sein Geld Wert!!!

Darja 20. Juli 2021

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