Der Moro Reflex: Wann ist er normal und wie pucken Babys hilft
Der Moro-Reflex ist eine Schreckreaktion, bei der das Baby Arme und Beine und beide Hände ausstreckt und die Finger spreizt und eine Faust bildet. Ein Überbleibsel aus unserer Zeit als aktive Traglinge. Bei Lageänderungen wachen Babys davon auf und kommen nie richtig zur Ruhe. Allzu oft ist es um die Nachtruhe dann mal wieder geschehen und der Einschlafkampf beginnt von neuem. Doch wann ist der Moro Reflex überlebenswichtig und wann gefährlich? Welche Auswirkungen hat er auf das Nervensystem und wie kann man verhindern, dass der Moro-Reflex ein Kind häufig aus dem Schlaf reisst. Diesen und weiteren Fragen widmen wir uns heute in diesem Artikel.
Der Moro Reflex - Wenn das Baby im Schlaf zuckt
Unter dem Moro-Reflex versteht man einen frühkindlichen Überlebensreflex. Er wurde nach dem Kinderarzt Ernst Moro benannt, der ihn 1918 erstmalig beschrieb. Dieser Reflex tritt bei plötzlichen Lageänderungen des Kinds, aber auch in Schrecksituationen auf. Der Mund des Babys öffnet sich, es holt tief Luft und bewegt zugleich die Arme aufwärts weg vom Körper. Die Hände sind zuerst offen, die Fingerchen ganz gestreckt. Danach atmet das Kind aus, legt dabei die Arme wieder an den Körper an und ballt die Hände zu Fäusten. Das Ein- und Ausatmen hört sich fast ein bisschen an wie ein Seufzer. Etwas einfacher ausgedrückt kann man den Reflex auch so beschreiben, dass das Baby zusammenzuckt und die Arme in die Luft reißt, ganz so, als würde es einen Schrecken bekommen und mit den Händen nachgreifen.
Dieser Reflex war früher Überlebenswichtig für Neugeborene, weil es sich dadurch in Gefahrensituationen bei der Mutter angeklammert hat. Auch heute noch trägt er dazu bei, die Lunge zu entfalten, damit kein Ersticken droht und den ersten Atemzug zu ermöglichen. Den Moro-Reflex gibt es nicht nur beim Menschen, sondern auch bei anderen Primaten und einigen anderen Säugetieren, vor allem aber bei aktiven Traglingen. Das sind Säugetiere, die sich am Leib der Mutter anklammern und getragen werden. In den meisten Fällen lässt der Moro-Reflex zwischen dem 3. und 6. Lebensmonat nach und wird im Erwachsenenalter vom erwachsenen Schreckreflex abgelöst.
Wie wird dieser Reflex ausgelöst?
Der Moro-Reflex heißt unter anderem auch Schreckreflex, weil er eine unmittelbare Schreckreaktion ist. Allerdings kann er auch durch Geräusche, Licht oder andere Störfaktoren ausgelöst werden. Er kann sogar beim Übergang von einer REM-Phase in eine Tiefschlafphase auftreten. Für die Eltern sieht das dann aus, wie würde ihr Baby im Schlaf zucken, dabei handelt es sich jedoch um eine Reaktion des Nervensystems des Babys, die verhindern soll, dass der Säugling vergisst zu atmen.
Wenn der Moro-Reflex beim Schlafen stört
Kinder sind sehr schreckhaft und gerade schreckhafte Babys haben oftmals Probleme mit dem Schlafen, weil sie durch den im Schlaf ausgelösten Moro Reflex immer wieder von ihren eigenen Bewegungen aufgeweckt werden. In dem Alter hat das Kind noch kein Ich-Bewusstsein: Es weiß nicht, dass die neben seinem Körper fuchtelnden Arme seine eigenen sind! Plötzliche hektische Bewegungen in Gesichtsnähe empfindet wohl jeder als bedrohlich – das Kind erst recht. Die Folge: Es wird wach, erschrickt sich, es werden die Stresshormone Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet, die Herzfrequenz steigt und das Baby schreit. Mitunter hat ein Kind häufig eine ganze Reihe Schreckmomente, die es immer wieder zum Aufwachen zwingen.
Kann pucken beim Moro-Reflex den Schlaf von Neugeborenen sichern?
Ganz früher wurde es schon praktiziert, dann war es lange Zeit aus der Mode gekommen und in den letzten Jahren wird es wieder verstärkt von Hebammen empfohlen: das Pucken.
In zahlreichen Ländern wurden Babys schon immer gepuckt, nur bei uns war dieses enge Wickeln des Kindes lange in Vergessenheit geraten. Jetzt besinnt man sich wieder darauf zurück. Mit gutem Grund: Durch das enge Einwickeln verhindert ihr den Moro-Reflex bei eurem Baby, der bis zum fünften Lebensmonat für unkontrollierte Zuckungen verantwortlich ist. Durch das enge Anliegen der Arme wird dieser Reflex unterbunden, damit euer Baby ruhiger und ohne Störungen schlafen kann. Darüber hinaus hat Pucken eine beruhigende Wirkung auf euer Kind, denn durch die Enge im Tuch erinnert sich dein Baby an den Mutterleib zurück. Nach der Geburt ist das Neugeborene auf einmal mit einer schrillen, grellen, kalten und weiten Außenwelt konfrontiert. Da fühlt es sich verständlicherweise verloren und quittiert das mit Schreien. Legt man es in ein normales Kinderbett, fehlt ihm die umgebende Begrenzung, die ihm zuvor Halt und Sicherheit gegeben hat.
Pucken - Mehr Nutzen als Schaden
Pucken gilt vielen als wirksame Abhilfe gegen den Moro-Reflex. Nicht nur, weil sich das Kind in der kuscheligen Enge sicher und geborgen fühlt, sondern auch schlicht, weil die enge Wicklung das reflexhafte Hochreißen der Arme unterbindet und ein Aufschrecken des Kindes aus dem Schlaf verhindert. Allerdings ist das Pucken nicht unumstritten.
Tatsächlich sind beim Pucken einige Sicherheitsmaßnahmen zu beachten. Die Wicklung darf nicht zu eng sein, die Beine sollten Bewegungsfreiheit genießen (etwa durch einen Pucksack), um eine Hüftdyplasie zu vermeiden, und ihr müsst dafür sorgen, dass euer Kind genug trinkt und nicht überhitzt. Im Zweifelsfall gilt aber natürlich stets: Besprecht euch mit eurem Kinderarzt, eurer Kinderärztin oder eurer Hebamme.
Die Federwiege von swing2sleep hilft gegen den Moro-Reflex
Eltern haben auch mit motorisierten Federwiegen gute Erfahrungen beim Unterdrücken des Moro-Reflexes gemacht. Allerdings ist hier weniger die Enge ausschlaggebend. Zwar liegt euer Kind auch in einer swing2sleep in kuscheliger Enge, aber lange nicht so einschränkend wie beim Pucken. Dadurch entfällt natürlich auch die Gefahr, das Kind zu sehr einzuschnüren. Das Geheimnis der swing2sleep sind ihre sanften Auf- und Abbewegungen, die beruhigend auf das Kind einwirken. Der Moro-Reflex wird nämlich auch durch das Schaukeln des Babys unterdrückt. Bei einer swing2sleep vereinen sich also behagliche Enge und sanftes Schaukeln zu einem effektiven Mittel gegen den Moro-Reflex, das euch und euer Kind häufiger durchschlafen lässt. Es gleitet, ganz ohne zu erschrecken, aus leichtem Schlaf in die Tiefschlafphase.
Das Pucktuch
Grundsätzlich eignet sich jedes leicht elastische Tuch zum Pucken, (z. B. eine Strickdecke). Beim Pucken ist darauf zu achten, dass das Baby nicht ins Tuch hineinrutschen kann. Das Kind wird fest eingewickelt und die Enden des Tuchs so festgesteckt, dass das Ganze auch hält. Wie das genau funktioniert, erfährst du in diesem Video und der schrittweisen Anleitung darunter.
- Legt das Tuch in Rautenform vor euch auf den Wickeltisch.
- Schlagt die obere Spitze nach unten ein.
- Legt das Baby mit seinem Nacken auf die entstandene Falz.
- Achtet darauf, dass die Arme eures Babys seitlich am Körper anliegen.
- Deckt euer Baby mit der rechten Seite des Tuches zu. Anschließend wird das Tuch auf der linken Körperseite unter dem Rücken fest eingesteckt.
- Schlagt nun die untere Spitze des Tuches bis zur Brust eures Babys nach oben um.
- Legt die linke Seite des Tuches über den Körper eures Babys gelegt, und steckt das Ende unter dem Rücken ein.
Bei Fragen kann euch sicher eure Hebamme weiterhelfen. Falls ihr es ganz bequem haben möchtet, gibt es auch einfacher anzulegende Pucktücher. Diese sind meistens schon vorgeformt und mit einem Klettverschluss verschließbar. Einfacher geht es kaum. Studien zeigen, dass gepuckte Babys schneller einschlafen, länger schlafen, besser durchschlafen und insgesamt weniger weinen. Insofern ist das Pucken durchaus einen Versuch wert.
Für doppelt erholsamen Schlaf könnt ihr auch mal ausprobieren, euer gepucktes Baby in eine swing2sleep zu legen. Damit schickt ihr euer Kind ziemlich sicher direkt ins Schlummerland. Pucken und das sanfte Schaukeln einer swing2sleep: eine unschlagbare Kombination!