Gibt es Schreibabys überall auf der Welt?

In Deutschland gibt es heute in jeder Stadt Schreiambulanzen. Dies zeigt, wie weit verbreitet Schreibabys hierzulande sind. Doch woher kommt das? Und sieht es in anderen Ländern ähnlich aus? 

Schreibabys - kommen sie aus der ganzen Welt? 

Kommen Schreibabys auch in anderen Ländern vor?

Vermutlich alle Eltern eines Schreibabys stellen sich irgendwann die folgenden Fragen, wenn ihr Kind mal wieder Zeter und Mordio schreit: Ist das noch normal?  Oder ist das vielmehr ein Problem unserer westlichen, hektischen Welt?

Anscheinend gibt es das Schreibaby, so wie wir es kennen, in vielen anderen Ländern tatsächlich so gut wie gar nicht. Es scheint vielmehr ein Kulturphänomen zu sein, das eng mit dem Zivilisationsgrad einer Gesellschaft zusammenhängt bzw. damit, wie weit sich eine Gesellschaft von ursprünglichen Lebensweisen entfernt hat. Stellen wir uns zum Beispiel ein Naturvolk irgendwo in Asien oder Afrika vor: Im Gegensatz zu hier ist es dort gang und gäbe, dass die Mutter ihr Baby nicht ganz alleine großziehen und erziehen muss, sondern dabei auf die Unterstützung eines großen Familienverbands zurückgreifen kann. In einer Generationen umspannenden Familie wird Wissen und Erfahrung rund um das Gebären und Erziehen von Kindern beinahe nebenbei von einer Generation zur nächsten weitergereicht. Daher funktioniert das Zusammenspiel zwischen Mutter und Kind viel selbstverständlicher als bei uns, zumal die Oma und andere Familienmitglieder selbst auch ganz tatkräftig  in die Kindererziehung involviert sind.  Bei uns in Mitteleuropa ist dieses tradierte Wissen leider viel zu oft völlig verlorengegangen. Nicht zuletzt könnte dies auf den hier vorherrschenden Trend zur Kleinfamilie zurückzuführen sein.

„Artgerechte Babyhaltung“

Anders als bei uns, macht sich in weniger technisierten Regionen niemand Sorgen, ein Neugeborenes zu sehr zu verwöhnen. Im Gegenteil. Das kleine Bündel wird einfach auf den Rücken gebunden, damit es immer und so eng wie möglich bei der Mutter ist. Außerdem ist ansonsten immer jemand da, um sich um das Kind zu kümmern: Tanten, Omas, Cousins, Geschwister usw.

Bei einem schreienden Baby macht sich auch nicht gleich Ratlosigkeit oder gar Verzweiflung breit. Das gehört zu einem Säugling dazu, und löst in anderen, kinderfreundlicheren Gesellschaften auch deutlich weniger Irritationen aus.

Dazu kommt, dass die Mütter dort ihr Baby häufiger stillen – und dass es mit den Eltern im Familienbett schläft, ist überhaupt keine Frage.

Das ganze Umfeld – sowohl familiär als gesellschaftlich – ist ein ganz anderes und hat eine viel unverkrampftere Sicht auf Kinder.

Im direkten Vergleich dazu sind Eltern hierzulande viel unsicherer geworden. Durch die fehlende Erfahrung und das mangelnde Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entsteht die Angst, etwas falsch zu machen. Und natürlich kann noch der kleinste Fehler in der eigenen Vorstellung schlimmste Folgen haben.  Dazu kommen übersteigerte Erwartungen. Während Kinder in anderen Teilen der Welt ganz selbstverständlich dazugehören, sind Paare vor dem ersten eigenen Kind möglicherweise vergleichsweise wenig mit Säuglingen in Kontakt gekommen. Dies führt dann zu einer Idealisierung des eigenen Kindes. Und dann muss selbstverständlich alles perfekt sein. Alles wird minutiös geplant und dann soll alles auch bitteschön genauso funktionieren. Ein permanent schreiendes Baby haben dabei wohl die wenigsten auf dem Zettel. Viel wahrscheinlicher sind unrealistische Vorstellungen einer Bilderbuchfamilie. Zum schreienden Kind kommt dann die harte Landung in der realen Welt. So mancher braucht eine Weile, um sich aus dem Schutt des eingestürzten Luftschlosses wieder hervorzuwühlen.

Breaking News: Babys schreien

Es mag eine schockierende Enthüllung sein, aber: Babys schreien. Einige mehr, andere weniger. Auch bei Säuglingen gibt es schon Sonnenscheine und Griesgrame – und es gibt Schreibabys, die kaum zu beruhigen sind. Doch egal, wie viel und wie intensiv: Alle schreien. Immerhin ist es ihr wirkungsvollstes Mittel, um auf irgendeinen Missstand hinzuweisen – und solche wird es zur Genüge geben: Hunger, Windel voll, zu heiß, zu kalt, zu langweilig, zu aufregend oder einfach nur müde. Tatsächlich nehmen manche Eltern das Schreien jedoch sogar persönlich. Sie leiten daraus ab, dass ihre elterliche Fähigkeiten zu wünschen übrig lassen, und glauben, dass sie in der Elternrolle versagen, wenn es ihnen nicht gelingt, den kleinen Schreihals zu beruhigen.

Das hat natürlich mit den erwähnten Ängsten, Unsicherheiten und überhöhten Erwartungen zu tun. Eltern zu sein bedeutet so viel mehr, als ein schreiendes Kind zu beruhigen. Wenn ihr alles versucht habt, und mit eurem Latein am Ende seid, dann ist das für den Moment einfach so, und sagt überhaupt nichts über eure Elternkompetenz aus. Die liebevolle und zugewandte Betreuung eines Schreibabys ist anstrengend genug. Ihr müsst euch nicht auch noch Schuldkomplexe aufladen.

Fazit

Schreibabys scheinen in Gesellschaften, die wir gern als weniger zivilisiert betrachten, tatsächlich deutlich weniger verbreitet zu sein. Doch was bringt uns diese Erkenntnis, wenn wir doch hier leben und die Lebensumstände hier nun einmal so sind, wie sie sind?

Sie bringt uns möglicherweise die Einsicht, dass unsere sogenannte westliche Lebensart nicht in allen Bereichen das Rezept für absolute Glückseligkeit ist und es sich möglicherweise lohnt, sich manches von anderen Völkern abzuschauen, auf die wir häufig mit Bezeichnungen wie „primitiv“, „Entwicklungsland“ oder „Dritte Welt“ hinabblicken. Von den Gesellschaften und Familien dort können wir wieder lernen, was wir hier vergessen haben: Dass Kinder mit ihrem Trubel und Gelärme und dem ganzen Chaos, das sie verursachen, einfach dazugehören. Dass es toll ist, eine große Familie mit vielen helfenden Händen zu haben. Aber vor allem: Ein Kind zu haben, ist zwar etwas ganz Besonderes, aber nichts Außergewöhnliches. Ihr könnt euch ein bisschen Gelassenheit leisten. Die Aufgabe, vor der ihr als Eltern eines Säuglings steht, wurde milliardenfach auf der ganzen Welt jeden Tag aufs neue bewältigt, und zwar seitdem es Menschen gibt. Und in Bezug auf das Babygeschrei sei euch gesagt: Selbst, wenn ihr kein Mittel findet, um das Baby akut zu beruhigen. Diese Phase geht vorüber. An diesem Gedanken könnt ihr euch immer wieder festhalten.

Die wichtigste Lektion ist aber: Babys brauchen die Nähe von Mama oder Papa – Alleinsein, das ist für das Kleine beunruhigend. Und dann schreit es.

Wenn ihr Lust hast, kommt doch in unsere Facebook-Gruppe Schreibabys wir reden offen darüber , und tauscht euch mit anderen Eltern aus! Dort könnt ihr Kontakt knüpfen, Freundschaften schließen, eure Erfahrungen weitergeben und vielleicht viel Neues lernen!

Herzlichst,
Euer
Maik Schwede
 
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1 Kommentar

Sehr schön geschrieben, bin der gleichen Meinung, dass bei uns immer alles perfekt sein soll und das zu viel Stress führt. Unnötigen Stress. Was mir aber fehlt, ist ein Hinweis darauf, dass in den Naturvölkern Afrikas und Asiens, die Babys abgehalten werden um ihre Ausscheidungen loszuwerden und das auch ein großer Grund ist, warum die Babys dort nicht so viel schreien. Vor allem in den ersten 3 Monaten melden sich die Babys lautstark um mitzuteilen, dass sie mal müssen…

Claudia 04. August 2023

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